Soldaten

(Dies ist ein Dokument der Wolfsjagd-Orga, www.wolfsjagd-larp.de, das wir für unsere Veranstaltung mitbenutzen dürfen und deren Kanon wir benutzen)

Hintergrundinfos zur Epoche 

Die hier aufgeführten Hintergrund-Infos dienen dazu, euch ein Gefühl für das Setting zu geben. Ihr müsst euch nicht alles merken. Relevant ist, was in euren Charakteren steht. Die dort beschriebenen Ereignisse, politischen Verbindungen, Namen, Verwandtschaften, uvm. sind an die historischen Gegebenheiten angelehnt, aber im Sinne der Einfachheit und künstlerischen Freiheit frei interpretiert und angepasst.

Soldaten

Bis etwa zur Mitte des 17. Jahrhunderts stellte das sogenannte „Freie Söldnertum“ die dominierende Form der Heeresverfassung dar. Kriegsherr und Söldner schlossen einen privatrechtlichen Dienstvertrag auf eine befristete Zeit ab – in der Regel für die Dauer eines Krieges bzw. Feldzuges. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde jedoch das „Stehende Heer“ zum Hauptinstrument zur Durchsetzung Fürstlicher Machtpolitik. Hierbei verlagerte sich die Beziehung zwischen Soldat und Kriegsherr immer mehr aus dem privatrechtlichen in den öffentlich-rechtlichen Bereich. Die jetzt erst in größerem Umfang einsetzende Uniformierung, „des Königs Rock“, spiegelte diesen Wandel auch äußerlich wieder. Die Unterbringung von Soldaten in Kasernen war zwar nicht unbekannt, solche Unterkünfte existierten jedoch erst vereinzelt. So musste der überwiegende Großteil der Männer in den Häusern der Zivilbevölkerung untergebracht werden. Nur die finanziell Bessergestellten, vor allem Unteroffiziere und Offiziere, konnten sich Zimmer oder Häuser zur Miete nehmen oder gar kaufen. Die einfachen Soldaten wurden regelmäßig bei Bürgern einquartiert, teilweise mehrere Männer in ein Bürgerhaus. Dies führte natürlich regelmäßig zu Spannungen mit den Quartierwirten, zumal in der Bevölkerung vielfach Vorurteile gegen einfache Soldaten herrschten. Nach einer weitverbreiteten Einschätzung waren für das Militär die Taugenichtse, die sich in kein Berufsleben einfügen konnten, gerade gut genug.

Tatsächlich dienten in den Heeren des Absolutismus überproportional viele Nichtseßhafte , was auch mit der üblichen Rekrutierungspraxis zusammenhing, die am ehesten die Ränder der Gesellschaft erfasste und bei der man nicht einmal davor zurückschreckte, verurteilte Straftäter zum Militärdienst heranzuziehen. Zwangsrekrutierungen waren üblich, allerdings nicht die einzige Form der „Soldatenbeschaffung“. Es gab daneben auch die Anwerbung von Freiwilligen, die sich vom Militärdienst wenigstens ordentliche Kleidung, Verpflegung und ein paar Groschen Sold versprachen. In aller Regel dienten die Soldaten genau deswegen und nicht für „die Ehre“ oder „das Vaterland“. Denn der Krieg war zu dieser Zeit ein Krieg der Fürsten. Die Bevölkerung litt nicht mehr so sehr darunter wie noch im vorigen Jahrhundert während des Dreißigjährigen Krieges, doch sie brachte auch keine patriotische Begeisterung dafür auf. Dementsprechend waren die Desertionsraten extrem hoch. Desertiert wurde in allen Armeen – und auch wenn dies harte Strafen nach sich zog, war man sich nicht zu fein, Deserteure der Gegenseite aufzunehmen, um mit ihnen die Lücken in den eigenen Reihen aufzufüllen. Bei der Belagerung der Festung Glatz im Jahre 1760 sollen desertierende preußische Soldaten gerufen haben: „Für sechs Groschen lassen wir uns nicht totschießen!“ Dies bringt gut zum Ausdruck, dass das Soldatenhandwerk weniger mit dem Nimbus des Heldentums behaftet war, als zu anderen Zeiten. Völlig anders verhielt es sich nur beim adeligen Offizierskorps. Hier sah man sich immer noch in der Tradition des Rittertums und war stolz auf militärische Tugenden wie Ehre, Treue, Tapferkeit. Doch auch hier war es kein Problem, als Franzose für Habsburg oder als Schotte für Preußen zu kämpfen. Der Adel war international, ihn einte Standesethos und –dünkel über Ländergrenzen hinweg. Der Drill war zu keiner Zeit rigider als in den absolutistischen Armeen. Soldaten sollten wie an Fäden gezogene Marionetten funktionieren, jede Bewegung, jeder Handgriff an der Waffe wurde tausendfach geübt und eingeschliffen. Dabei ging es einerseits darum, aus den einzelnen Soldaten eine perfekt funktionierende, effektive Maschinerie zu machen. Andererseits entsprachen die in einheitlicher Uniform und im Gleichschritt marschierenden Soldaten auch den ästhetischen Ansprüchen ihrer fürstlichen Herren. Sie kamen den verfeinerten Sitten der Zeit, die etwa in der französischen Gartenbaukunst auch die Natur in geometrische Formen presste, entgegen.

Auszüge aus Fachliteratur:

So lebten sie zur Zeit der großen Könige/ Pierre Miquel

Im 18. Jhdt. war es üblich, dass sich junge Adlige hohe Offiziersränge kauften, um einen Militärdienst vorweisen zu können, bevor sie sich um ein Amt bei Hofe bewarben. Für viele verarmte Adlige oder jüngerer Söhne, die kaum ein Erbe zu erwarten hatten, bot das Militär oft die einzige Zukunftschance. Der höchste Rang den ein Nicht-Adliger Soldat erwerben konnte, war der eines Hauptmannes. Dieser musste seine Männer selbst anwerben und mittels seines Solds auch selbst versorgen.

Als die Musik in Deutschland spielte, Reise in die Bachzeit / Bruno Preisendörfer:

S.81: Von Friedrich I über Friedrich Wilhelm bis Friedrich II wurde kein König der Desertion wirklich Herr. Über Jahrzehnte wechselten Edikte mit Strafverschärfungen und solche mit Amnestien bei Rückkehr in den Dienst einander ab. 1711 drohte das „ Geschärffte Edict wider die starck einreissende desertion „ unter Friedrich I, „ das wider die Deserteurs binnen 24 Stunden der Process gemacht und statt der Todes-Straffe des Stranges, sie zu Schelmen declariret, die Nase und 1 Ohr ihnen abgeschnitten, und in einer Vestung an die Karre geschmiedet, auch nie pardonniret“

S. 84: Leopolds Versessenheit auf den Gleichschritt war weder eine persönliche Sonderbarkeit […] noch eine selbstzweckhafte Fetischisierung der Disziplin. Vielmehr sollte mit dem Gelichschritt in Verbindung mit den detailliert vorgeschriebenen Bewegungsabläufen am Gewehr einschließlich des Ladevorgangs der unvermeidliche Moment in der Schlacht hinausgezögert werden, in dem die Körper der Soldaten das Regiment übernahmen, in dem die Kreatürlichkeit der Leiber in Todesangst und Seelenfurcht auf die Bedrohung durch den Feind reagierten. […] Es ist die Todesangst, die der Exerzierdisziplin ein Ende macht. Sie verwandelt das Einzelrädchen in der großen Kampfmaschine wieder in einen sich selbst fühlenden Körper aus Fleisch und Blut.

Quelle Wikipedia:

Ausbildung unter Clemens August:

Die Ausbildung der Soldaten unter Clemens August orientierte sich an den führenden Militärmächten des Heiligen Römischen Reiches. [Dies gilt für dieses Setting auch für Soldaten des Herzogtums Jülich] Seit 1730 wurde in allen Territorien der Personalunion nach dem Vorbild des kaiserlichen Exerzierreglements ausgebildet. Nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg erfuhr das preußische Exerzierreglement in Europa eine rasche Verbreitung. In Münster und Kurköln wurde seit 1752 nach dem preußischen Exerzierreglement ausgebildet. Das zeitgenössische Urteil über die Truppen des Kölner Kurfürsten war neutral bis positiv: Der französische Marschall Charles de Rohan, prince de Soubise stufte im Siebenjährigen Krieg zwei Münstersche Regimenter als gut und drei kurkölnische Regimenter als mittelmäßig ein.

Preußisches Militär [als Vorbild auch für andere Fürstenarmeen]:

Zur Sommerzeit verblieben temporären Lagern die Truppen in und zur Winterzeit wurden sie einquartiert. […] üblich. Das heißt, dass die Bürger den Soldaten eine Stube (zur Straße gelegen) in ihren Häusern zur Verfügung zu stellen hatten. […]

Kavallerieregimenter lagen zunächst in Dörfern auf dem Land, wurden dann aber auch in die Städte verlegt. Der Grund für die Verlegung lag in der besseren Kontrolle der Soldaten in der Stadt […] und den ausufernden Disziplinlosigkeiten derselben gegen die ländliche Bevölkerung. […] Soldaten durften zum Teil heiraten, wenn das Verhältnis zu unverheirateten in einer Kompanie nicht 1/3 überstieg. Dazu benötigten sie die Erlaubnis des Kompaniechefs. Besonders bei den angeworbenen Ausländern wurde gern gesehen, wenn sie heirateten, da dann die Gefahr der Desertion erheblich verringert war.

Verdienst und Unterhalt: Ein einfacher Fußsoldat erhielt nach Abzug von Brot- und Kleidungskosten einen Taler und acht Groschen im Monat (zum Vergleich: eine Mahlzeit mit Getränk kostete um 1750 etwa 2 Groschen, ein Taler bestand aus 24 Groschen). Das Quartier der Soldaten war dagegen frei und ein Soldat erhielt 1 1/2 Pfund Kommißbrot täglich. […] Was den Offiziersrang betrifft, so musste sich ein Offizier der unteren Ränge mit einem sehr niedrigen Gehalt von 9–13 Talern pro Monat zufriedengeben. Davon musste er das aufwendige standesgemäße Leben finanzieren, das von einem Offizier erwartet wurde. Somit war eine solche Position für eine längere Zeit ein Verlustgeschäft. Erst mit dem Kapitänsrang (Befehlshaber einer Kompanie), den man nach durchschnittlich 15 Jahren Dienstzeit erreichte, konnte der Offizier ein reichlicheres Einkommen erwarten. Dem Kommandierenden einer Kompanie oblag neben der militärischen Führung die wirtschaftliche Haushaltsführung einer Kompanie. Wirtschaftete der Kapitän einer Kompanie gut, so konnte er durchaus 2000 Taler Überschuss pro Jahr erwirtschaften, welchen er für sich beanspruchen durfte. Der eigentliche Sold war allerdings immer noch knapp bemessen und lag bei etwa 30 Talern pro Monat.

Militärische Ausbildung und Alltag: Preußischer Militärstrafenkatalog im 18. Jahrhundert

Militärstrafen: „Wie ein ehrlicher Mann Prügel empfängt“, Daniel Chodowiecki

Militärstrafen: „Wie ein Schurke Prügel empfängt“, Daniel Chodowiecki

Für die damalige Linientaktik im Gefecht wurden Soldaten benötigt, die ihre Waffe und den Gleichschritt perfekt beherrschten und auch unter dem enormen Stress des Gefechts zuverlässig funktionierten. So entstand ein System, in dem der Soldat zum willenlosen Vollstrecker der Befehle seiner Vorgesetzten erzogen wurde. Der militärische Alltag während der eineinhalbjährigen Ausbildung […] bestand aus bis zu fünfstündigen Exerzierund Drillübungen auf Exerzierplätzen und anschließendem Putzen und Reinigen der Ausrüstung. Dienstantritt war bereits um 5:30 Uhr, allerdings war gegen Mittag in der Regel schon Dienstschluss. Bei den Exerzier- und Drillübungen bediente man sich auch der Prügelstrafe (galt bis 1812), die allerdings rechtlich begrenzt war. So wurde laut Militärstrafenkatalog derjenige bestraft, der einen Mann bei der Prügel blutig schlug. Zu den drakonischen Körperstrafen hingegen zählte der Spießrutenlauf, der in den neuen Kriegsartikeln von 1713 mehrmals angedroht wurde. In Fällen extrem möglichen Durchlaufes – bis zu 30-mal – kam diese Strafe einem Todesurteil gleich. Trotz der teilweise sehr harten Strafen muss auch der Kontext gesehen werden, dass die Gewalt in den Regimentern zum Charakter der damaligen Zeit gehörte. So war es auch normal, dass der Bauer von seinem Gutsherren geprügelt wurde. Strafen wie Spießrutenlaufen oder Hängen waren dagegen im Dreißigjährigen Krieg viel schlimmer ausgeprägt als in späteren Zeiten.

Die Militärstrafe Spießrutenlauf (Radierung von Daniel Nikolaus Chodowiecki – 1776)

Der Dienst in der Armee war theoretisch lebenslang bis zur Dienstuntauglichkeit. In der Praxis diente aber die Mehrheit der Soldaten 10–15 Jahre. Erst ab 1787 gab es offizielle Richtlinien, wonach Soldaten bei der Kavallerie 12 Jahre und Soldaten der Infanterie 10 Jahre dienen und danach entlassen werden sollten.

Husaren unter Clemens August:

Das Husarenquartier in Erftstadt-Lechenich war von 1765 bis 1794 Standquartier der ersten von Kurfürst Clemens August 1751 aufgestellten kurkölnischen Polizei, einer berittenen Landgendarmerie, genannt „Husarenkompanie“. Die Husarenkompanie war von hier aus für den gesamten, überwiegend linksrheinischen Teil des Kurfürstentums Köln zuständig. Nach der Franzosenzeit war das Husarenquartier bis zur Verlegung der Kreisverwaltung nach Euskirchen 1827 Landratsamt. Die Bevölkerung der ländlichen Gebiete im Kurköln des 18. Jahrhunderts litt unter Drangsalierungen, Einbrüchen und Räubereien umherziehender Landstreicher und Banden. Dies war Anlass für den Kurfürsten Clemens August, eine Landgendarmerie aufzustellen, deren Aufgabe die Gewährleistung von Sicherheit, Ruhe und Ordnung im Erzstift werden sollte. Eine kurfürstliche Order wies die Beamten und Unterherren an, den Husaren jedwede Unterstützung zu gewähren. Dazu gehörten: Hinweise auf verdächtige Personen oder Vorgänge zu geben, aber auch Verpflegung und Unterkunft für Mann und Reittier zur Verfügung zu stellen. Bedingt durch die Größe des zu beaufsichtigenden Gebietes kehrten die ausgerückten Husaren oft erst nach einigen Tagen in ihr Quartier in Lechenich zurück. Die Husarenkompanie bestand aus angeworbenen jungen Männern, die freiwillig in den Dienst des Kurfürsten getreten waren. Sie waren uniformiert, bewaffnet und wurden regelmäßig besoldet, waren jedoch keine militärische Einheit. Sie waren vielmehr die den Landständen unterstellte Polizei. Ihre Hauptaufgabe als Gendarme bestand darin, verdächtige Personen, „Diebs- und Bettelgesindel“ aufzuspüren, dingfest zu machen, um sie bis zur Aburteilung durch die örtlichen Schöffen ins Gefängnis, im Gebiet Lechenich ein Turm der Landesburg, einzuliefern.